Freitag, Dezember 01, 2006

Russen ist es nicht wichtig was in die Tuete kommt…

... sondern in welche Tuete etwas kommt!

Es ist merkwuerdig. Kommt man in St. Petersburg aus der U-Bahn, laeuft einem ploetzlich eine aeltere Dame mit einer Karstadt-Tuete ueber den Weg, auf dem Weg zur Arbeit begegnet man schon einmal Leuten mit Tueten von „Galeria Kaufhof“. Was auf den ersten Blick wie das Recycling (west-) europaeischer Tueten aussieht ist in wirklichkeit ein tiefgreifendes gesellschaftliches Phaenomen – der Tuetenwahn. In Russland hat es die Plastiktuete geschafft zum Statussymbol zu avancieren. Schaut man sich z.B. in der U-Bahn einmal um, so fallen sofort die Davidoff und Boss-Tueten ins Auge, Plastikhuellen von Gucci und Ikea. Aber es ist nicht allein damit getan, dass man sich von Bekannten ein paar moderne, statustraechtige Tueten „aus dem Westen“ mitbringen laesst – nein, selbst auf kleinen Maerkten findet sich ein kleiner Laden, der aus dem Tuetenkult Geld macht und die neusten Modelle aus Deutschland, Italien und den USA feilbietet.

So fuehlt man sich des oefteren in eine andere Welt versetzt – und erntet zudem spoettische Blicke, wenn man sich mit den kostenlosen Tueten aus dem Supermarkt auf die Strasse traut. Denn wo dem Deutschen sein Vorzeige-Auto, dem Italiener sein Designer-Anzug und dem Englaender sein hart erarbeiteter Schnauzbart ist – traegt der Russe mit Stolz seine abgenutzte und zerkratzte „Karstadt“-Tuete durch St. Petersburg.

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