Dienstag, Februar 06, 2007

China greift nach dem Titel

Reich der Mitte(l) bald Exportweltmeister?

Im Sportler-Vokabular kann man den Aufstieg der Chinesischen Exportwirtschaft als sensationell bezeichnen. In der mehr als 15jährigen Erfolgsgeschichte, die Anfang der 90er mit einer langsamen wirtschaftlichen Öffnung begann, überholte man 2003 zunächst den asiatischen Nachbarn Japan und wird im laufenden Jahr wohl erstmals vor den USA den 2. Rang im internationalen Ranking der größten Exporteure erreichen. Schon 2008 könnte das Land die Bundesrepublik als Exportweltmeister verdrängen, wobei Dr. Gerd Herx, Direktor der Bundesagentur für Außenwirtschaft betont, dass das geschätzte Exportvolumen von 1,4 Billionen US-Dollar noch ein Ergebnis einer recht konservativen Rechnung ist.

Maßgeblich für diese Erfolge sind in erster Linie elektronische Erzeugnisse. 2006 exportierte das Reich der Mitte Elektronik im Wert von knapp 300 Mrd. US-Dollar und dominierte damit die Weltmärkte. Erst mit großem Abstand folgten die USA mit Ausfuhren in Höhe von 135 Mrd. US-Dollar, und deutsche Unternehmen lagen mit 70 Mrd. US-Dollar noch hinter Korea nur auf Rang sechs. China stellt heute knapp 20% des weltweiten Exports von elektronischen Erzeugnissen.
Der zweitgrößte chinesische Ausfuhrposten sind Textilien und Bekleidung. Lag 1990 noch Italien als Exporteur in diesem Segment an der Spitze, übernahm China schon wenige Jahre danach die Führung und lieferte 2006 Waren im Wert von 140 Mrd. US-Dollar in alle Welt. Das Land hält damit einen Anteil von rund einem Viertel an der Weltausfuhr von Textilien und Bekleidung.
Der dritte große Industriesektor ist die Elektrotechnik. China erhöhte seine Ausfuhren in diesem Segment im vergangenen Jahr um über 40% auf 78 Mrd. US-Dollar und verdrängte damit das bislang führende Deutschland (64 Mrd. US-Dollar) auf Rang zwei.

Diese rasante Entwicklung wäre allerdings ohne ausländische Beteiligung nicht denkbar gewesen. China hat seit Beginn der Öffnungspolitik insgesamt etwa 700 Mrd. US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen erhalten. In der Regel waren dies Produktionsverlagerungen der großen Industrienationen, die das Land als verlängerte Werkbank entdeckt hatten. In der Folge stellen diese Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung heute etwa 60% der chinesischen Ausfuhr.

Mit Material der Bundesagantur für Außenwirtschaft, Foto: stck.xchng (Bhavit Naik)

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