Donnerstag, März 08, 2007

Mobile Content: Kosten und fehlender Bedarf häufigste Barrieren

TNS Infratest untersucht die Barrieren und das Wachstumspotenzial mobiler Anwendungen

München / Bielefeld, 8. März 2007 - Die technischen Voraussetzungen für die Nutzung von Radio, Fernsehen, mobilen Internet und Spielen sind bereits heute auf fast jedem neuen Handy integriert. Trotzdem nutzen die Deutschen ihr Handy fast nur für Telephonie, SMS und Fotos. Radio wird beispielsweise als eine der häufiger genutzten Anwendungen erst von 16 Prozent der Mobilfunknutzer über das Handy gehört. Als die größten Barrieren für die Nutzung von mobilen Anwendungen gelten die Kosten sowie der fehlende Bedarf. Auch beim mobilen Internet sieht es nicht anders aus: Die Provider Portale, wie O2 Active, T-Zones, Vodafone live! oder i-mode werden von 13 Prozent der Mobilfunknutzer genutzt und öffentliche Seiten außerhalb der WAP-Portale, wie die Nachrichtenseiten von Spiegel Online, werden nur von 14 Prozent besucht. Das sind weitere Kernergebnisse der von TNS Infratest im zweiten Jahr durchgeführten Studie „Global Tech Insight 2006“ (GTI), die das Nutzerverhalten und das Interesse an mobilen Inhalten auf dem Handy in weltweit 29 Ländern untersucht.

Fragt man die Bundesbürger nach den Gründen für die Nicht-Nutzung mobiler Inhalte, werden in erster Linie die als zu hoch empfundenen Kosten sowie ein fehlender Bedarf als Argumente angeführt. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es sich bei vielen Diensten, wie z.B. Mobile TV oder Mobile Internet, um Angebote handelt, die man bisher eher mit anderen Medien verbindet. Viele Befragte geben an, dass sie die Dienste auf dem Handy nicht benötigen und die Nutzung auf anderen Endgeräten bevorzugen. „Mobiles Fernsehen oder Internet ist eben nicht für jedermann ein interessantes Thema. Viele bevorzugen die klassischen Medien und haben bislang noch kein Interesse an einer mobilen Nutzung“, so Robert A. Wieland, Geschäftsführer der TNS Infratest InCom. Ein Beispiel dafür ist das Mobile Internet. Vielen Befragten reicht das Surfen über den PC aus und sie geben an, dass sie kein Interesse an mobilem Internetsurfen haben bzw. diesen Dienst nicht benötigen. 39 Prozent geben wiederum zu hohe Kosten als Grund gegen eine Nutzung an.

Besonders im Hinblick auf die Kosten bzw. Abrechnung für die mobilen Dienste besteht noch ein erhebliches Verbesserungspotential: Die Konsumenten wünschen sich in erster Linie einfachere und transparentere Preismodelle. Viele können bei einer Abrechnung nach Zeit oder Datenmenge die Kosten nicht abschätzen und scheuen daher eine intensivere Nutzung. Stattdessen werden häufig Flatrates als ideale Lösung genannt, d.h. eine unbegrenzte Nutzung zu einem Fixpreis. So wünschen sich beispielsweise 43 Prozent der Nutzer von öffentlichen Internetseiten eine Flatrate und nur 16 Prozent eine nutzungsabhängige Abrechnung nach Datenmenge, Die tatsächliche Nutzung verhält sich aber genau anders herum: Erst 13 Prozent nutzen eine Flatrate und 41 Prozent eine Abrechnung nach genutzter Datenmenge. „Die Kunden wünschen also ganz andere Tarife als sie aktuell nutzen“, so Wieland. Allerdings muss bei einer Flatrate natürlich auch das Preis-/Leistungsverhältnis stimmen.

Daneben wird auch die Qualität der Dienste, wie z.B. die Bildqualität bei Mobile TV in Frage gestellt. Gemessen an den klassischen Endgeräten können neue Dienste vor allem in der Anfangsphase oft mit der gängigen Qualität nicht sofort mithalten, da den Endgeräten technische Grenzen gesetzt sind.

„Die Handynutzer müssen mehr an die neuen Anwendungen herangeführt werden und der Zugang sollte ihnen so leicht wie möglich gemacht werden. Oft fehlt es auch an der nötigen Kenntnis, um den Zugang zu neuen Möglichkeiten zu finden“, rät Wieland.

Wachstumspotential bei Radio und Internet

Die größten Wachstumspotentiale liegen beim Radio und beim Internet. Gefragt nach ihrer zukünftigen Planung zeigen sich 22 Prozent sehr bzw. ziemlich interessiert an einer Nutzung der Radiofunktion in den nächsten zwölf Monaten. Für 17 Prozent der Mobilfunkkunden ist die Nutzung öffentlicher Seiten per Internet interessant. Es handelt sich dabei insbesondere um Personen, die das mobile Internet beruflich nutzen. Aber auch M-Commerce-Dienste werden für die Mobilfunknutzer zunehmend attraktiv. „Da viele bereits Online Banking betreiben steht man auch Mobile Banking offen gegenüber: 17 Prozent können sich vorstellen, zukünftig Bankgeschäfte über das Handy abzuwickeln. Es fehlen jedoch häufig noch entsprechende Angebote. Teilweise sind die Preise für Mobile Banking ein Hindernis. Zehn Cent pro Überweisung sind vielen Bankkunden schlicht zu teuer“, so Wieland.

Auch das Bezahlen von Rechnungen per Handy ist für viele Mobilfunkkunden (18 Prozent) eine interessante Option. Entsprechende Angebote konnten sich bisher noch nicht bei der breiten Masse durchsetzen, vor allem weil diese bislang nur in Ausnahmefällen, z.B. beim Fahrkartenkauf, als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Offensichtlich spielen auch Sicherheitsbedenken eine Rolle: 16 Prozent geben sowohl bei Bankgeschäften als auch bei mobilem Bezahlen an, Bedenken wegen der Sicherheit zu haben.

Im Vergleich zu Westeuropa ist die Internetnutzung mittels mobiler Endgeräte in Deutschland damit überdurchschnittlich hoch, was u. a. auch an den attraktiven Portalen der Mobilfunkanbieter liegen dürfte (Nutzung von Providerportalen in Deutschland: 13 Prozent; Westeuropa zehn Prozent). Bei den meisten Angeboten liegt Deutschland weltweit gesehen jedoch eher im Mittelfeld. Vor allem die asiatischen Mobilfunknutzer sind die Vorreiter bei der Nutzung von mobilen Anwendungen: Klingelton-Downloads z.B. werden in Deutschland von zwölf Prozent genutzt, während dieser Anteil in einigen asiatischen und arabischen Ländern bei über 50 Prozent liegt. Auch Musik-Downloads sind in Deutschland mit vier Prozent Nutzungsquote noch nicht weit verbreitet, ähnliches gilt für Spiele-Downloads, Online-Spiele, und Glücksspiele.

Informationen zu "Global Tech Insight 2006"

Für die Studie "Global Tech Insight 2006" wurden insgesamt 16.000 Mobilfunknutzer im Alter von 16 bis 49 Jahren im Juli 2006 in folgenden 29 Ländern befragt: Ägypten (Ballungsgebiete), Algerien (Ballungsgebiete), Australien, Brasilien (Ballungsgebiete), China (Ballungsgebiete), Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Hong Kong, Indien (Ballungsgebiete), Indonesien (Ballungsgebiete), Italien, Japan, Korea, Mexiko (Ballungsgebiete), Neuseeland, Niederlande, Portugal, Russland (Ballungsgebiete), Saudi Arabien (Ballungsgebiete), Schweden, Singapur, Spanien, Taiwan, Türkei (Ballungsgebiete), USA, Vereinigte Arabische Emirate (Ballungsgebiete). Die im zweiten Jahr durchgeführte Studie vermittelt wichtige Einblicke in die Inhalte und Anwendungen von Mobilfunkdiensten, in zukünftige Technologien, in die Leistungsstärke von Marken, in Co-Branding und Konvergenz. Weitere Informationen zur "Global Tech Insight 2006" unter www.tns-global.com/gti

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